SERIE: FACHMEDIENMACHER IM PORTRÄT

Porträt #3: Tobias Freudenberg, C.H.BECK

BLATTMACHER MIT PLAN

Die berufliche Laufbahn von Tobias Freudenberg entspricht dem, was gemeinhin als Karriere nach Maß bezeichnet wird. Auf diese hat der Schriftleiter der Neuen Juristischen Wochenschrift zielstrebig hingearbeitet. Heute ist er glücklich, einen Weg gefunden zu haben, seine verschiedenen Interessen zur Profession zu machen.

Wenn Tobias Freudenberg über sich und seine Arbeit spricht, wird eines schnell klar: Er überlässt wenig dem Zufall. Beim 43-Jährigen ist kein Platz für einen Moment der Unachtsamkeit oder ein nervöses Fußwippen. Er wählt seine Worte mit Bedacht, legt immer wieder kurze Sprechpausen ein, in denen er zu überlegen scheint, was er als nächstes sagen wird. Und Freudenberg hat viel zu sagen – zumindest, wenn es ums Berufliche geht. Hier sprechen Überzeugung und Leidenschaft aus ihm. Wortreich erzählt er über die Neue Juristische Wochenschrift (kurz: NJW), über den Traditionsverlag C.H. Beck und über seine Tätigkeiten innerhalb der Redaktion.

Geht es allerdings um die Privatperson Tobias Freudenberg, wird er zurückhaltender, lenkt das Thema lieber wieder zurück auf seinen Beruf: „Für die allgemeine Öffentlichkeit bin ich nicht so interessant, wie es beispielsweise die Chefredakteure von Spiegel oder Zeit sind, die durch ihr Amt zur öffentlichen Person werden.“

Freudenberg ist seit August 2010 Schriftleiter der Neuen Juristischen Wochenschrift in Frankfurt, dem Flaggschiff juristischer Fachzeitschriften in Deutschland. Der Ausdruck „Schriftleiter“ ist ein etwas antiquierter Begriff aus der Wissenschaftspublizistik. „Meine Funktion entspricht zu hundert Prozent der eines Chefredakteurs“, erklärt er. In dieser Position ist Freudenberg, neben dem redaktionellen Tagesgeschäft, zu einem großen Teil mit Managementaufgaben beschäftigt: Führung der Angestellten, Budgetierung, ständige Überprüfung des Gesamtkonzepts.

Erfolgreich durch Kreativität

Herausforderungen wie die Digitalisierung oder die zunehmende berufliche Spezialisierung der Leserschaft auf rechtliche Fachgebiete erfordern kreative Ideen. So steht ein Relaunch der Print-Ausgabe mit neuem Layout bevor. Mit der Datenbank Beck-Online ist es dem Verlag bereits früh gelungen, auch im Internet profitabel unterwegs zu sein. „Der Job ist sehr abwechslungsreich, das gefällt mir“, fasst Freudenberg zusammen. Und ergänzt: „Kommunikationsstärke ist hier gefragt.“

Mit der Position des Chefredakteurs eines juristischen Fachmediums ist es Freudenberg gelungen, zwei seiner größten Interessen in seinem Berufsalltag zu vereinen: den Journalismus und die Rechtswissenschaften. Bereits zu Schulzeiten stand für ihn fest, einmal als Journalist sein Geld zu verdienen – und diesen Plan verfolgte er zielstrebig. Weil er ohne ein abgeschlossenes Studium kaum Aussicht auf ein Volontariat gehabt hätte und weil er das Thema Recht als spannend empfand, entschied er sich zunächst für ein Jurastudium in Trier und Köln. Die Juristenausbildung absolvierte er bis zur Befähigung zum Richteramt. Heute ist er als Rechtsanwalt zugelassen: „Sonst hätte ich das Gefühl gehabt, etwas nicht fertig gemacht zu haben.“ Studienbegleitend blieb Freudenberg journalistisch aktiv, schrieb unter anderem Gerichtsreportagen für die Westdeutsche Zeitung in Düsseldorf. Jedoch war sein Fachwissen im klassischen Journalismus nur wenig gefragt – eine für ihn unbefriedigende Erkenntnis.

Während seines Referendariats bewarb sich Freudenberg beim Verlag Dr. Otto Schmidt in Köln, für den er von 2000 bis 2010 unter anderem bei den Fachzeitschriften Die Aktiengesellschaft und der GmbH-Rundschau tätig war. Innerhalb des Fachverlags stieg er bald auf, übernahm verschiedene redaktionelle und führende Funktionen. 2010 kam das Angebot des Beck Verlags, die Leitung der NJW zu übernehmen. Freudenberg zögerte nicht lange: „Die NJW hat eine sehr hohe Auflage und Relevanz, damit geht viel Verantwortung einher – es reizte mich, so ein etabliertes Produkt journalistisch weiterentwickeln zu dürfen.“

Das ideale Arbeitsumfeld gefunden

Im Format der wöchentlichen Fachzeitschrift hat Freudenberg – der hin und wieder auch als Autor der Wirtschaftszeitung Handelsblatt in Erscheinung tritt – sein ideales Arbeitsumfeld gefunden. Hier sieht er die Möglichkeit, ein Thema zu durchdringen: „Bei einer Tageszeitung ist das meiste nachrichtlich verkürzt, eine Fachzeitschrift ist weniger oberflächlich.“ Zudem sei die zeitliche Taktung für ihn ideal: Nicht so stressig wie der tägliche 100-Meter-Sprint einer Tageszeitung, dafür strukturierter als die Arbeit bei einer Monatszeitschrift. Und er mag das Gefühl, am Ende jeder Woche etwas fertiggestellt zu haben.

Der Arbeitsalltag bei der NJW biete trotz eines hohen Arbeitspensums bei entsprechender Organisation auch Freiräume: „Ich kann mir die Zeit nehmen und auch mal früher nach Hause gehen, um mich mit meiner kleinen Tochter zu beschäftigen, mich mit Freunden auf ein Glas Wein zu treffen oder auch einfach mal nur, um mich zu zerstreuen“. Es gibt ihn also, den Privatmann Tobias Freudenberg – wenn er sich die Zeit dafür nimmt.
Autorin: Beate Christmann

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