SERIE: FACHMEDIENMACHER IM PORTRÄT

Porträt #2: Christian Dirschl, Wolters Kluwer

„VERÄNDERUNGEN SIND BEI UNS ALLTAG“

Christian Dirschl, Content Architect und Leiter Content Strategy bei Wolters Kluwer Deutschland, verkörpert den erfolgreichen Verlag von morgen: Er sieht neue Herausforderungen als Chance, ist digitalaffin, gut vernetzt und global ausgerichtet.

„Wenn ich zur Arbeit komme, weiß ich nie was mich erwartet“, sagt Christian Dirschl schmunzelnd. Nur fünf Prozent seines Arbeitsalltags sind Routine, der Rest ist eine tägliche Überraschung. Grund ist die Digitalisierung, durch die Wolters Kluwer eine stetige Veränderung durchlebt. So hat sich der niederländische Verlag mit den Kernkompetenzen Recht, Wirtschaft, Steuern, Gesundheit und Finanzen zum Wissens- und Informationsdienstleister entwickelt. Während früher gedruckte Fachliteratur im Vordergrund stand, spezialisiert sich Wolters Kluwer heute zunehmend auf digitale Software und Services für professionelle Anwender. 

Dirschl hat volles braunes Haar, das stellenweise silbrig glänzt. Zu dem hellblauen Hemd trägt der 48-Jährige Jeans und Freizeitschuhe. Als Leiter Content Strategy und als Content Architect tut Dirschl „wichtige Dinge für die Zukunft des Unternehmens.“ Er arbeitet an neuen Ansätzen, um Sprache maschinell zu verarbeiten, Informationen aus Texten zu extrahieren und Fragestellungen interpretieren zu können. Daneben will Dirschl die Spracherkennung und -generierung verbessern. Obwohl sich der studierte Informationswissenschaftler schon seit 20 Jahren mit Sprachtechnologien befasst, ist der Fortschritt in diesem Bereich relativ gering.

Dirschl ist Generalist

Daneben ist Dirschl bei Wolters Kluwer für das Implementieren von neuen Technologien zuständig. Dafür sucht der ehemalige IT-Consultant erfolgversprechende Software aus der Forschung, in Zusammenarbeit mit Universitäten, Forschungseinrichtungen und IT-Unternehmen auf der ganzen Welt. Anschließend bewertet er, ob sich das Programm für den Einsatz bei Wolters Kluwer eignet. Die analytische Ader, die essentiell für seinen Job ist, hat sich Dirschl während seiner Berufslaufbahn angeeignet. Der 49-Jährige ist kein Technologie-Freak, sieht sich vielmehr als Generalist. Dirschl interessiert sich „schon immer für alles“, war deshalb mittelmäßig in der Schule – was er heute als Vorteil sieht. Denn er muss die Technologien nicht bis ins kleinste Detail verstehen, sondern nur die Grundidee, die er bewertet und einordnet. Falls die Software relevant ist, gibt er sie zur Ausarbeitung an sein Netzwerk weiter. „Ich muss nicht alles wissen. Ich muss nur wissen, wen ich fragen muss“, sagt Dirschl lächelnd.

Kommunikation ist essentiell

Der Bayer ist weltweit gut vernetzt. Seit er im September 2001 bei Wolters Kluwer als Software-Projektleiter anfing, hat sich Dirschl ein international effizientes Netzwerk aufgebaut. Das pflegt und entwickelt er bei Kongressen und Tagungen weiter, wo er auch als Redner auftritt. Daneben sind auch soziale Netzwerke wichtige Plattformen für Dirschl. Das macht Englischkenntnisse und Kommunikationsgeschick zu Grundvoraussetzungen für seinen Beruf. „Man muss ständig mit Menschen ins Gespräch kommen, sich gerne unterhalten und zuhören können“, erklärt Dirschl mit oberpfälzischem Dialekt. Der zweifache Vater hält die Hände ineinander gefaltet, lehnt sich locker im Stuhl zurück, die Beine übereinandergeschlagen. Während er redet, schiebt er seinen gewellten Ehering am Finger hoch und runter. Im Privaten ist Kommunikation nicht seine Lieblingsbeschäftigung. Dort ist Dirschl gerne zurückhaltender. Im Beruf wirkte sich das kontraproduktiv aus, weswegen er in diesem Umfeld gelernt hat anders zu sein und diese Rolle auch zu genießen. 

Veränderungen sind Alltag

Der 48-Jährige arbeitet in seinem Traumjob. Gerade weil sich ständig viel wandelt, hat er keine engen Vorgaben und kann relativ frei agieren. „Man darf keine Angst vor Veränderungen haben, denn Veränderungen sind bei uns Alltag“, sagt der gebürtige Regensburger offen. „Und es gibt keine Alternative zum Wandel. Wer Sicherheit braucht, ist in unserer Branche fehl am Platz“. Dirschl ist überzeugt, dass der Anteil klassischer Verlagsprodukte in den kommenden Jahren weiter sinken wird. Stattdessen würden globale Lösungen und Dienstleistungen an Bedeutung gewinnen. Dazu gehören Datenbanken, semantische Anwendungen und Softwareunterstützung – technologische Entwicklungen, die allesamt in Dirschls Aufgabenbereich liegen. Er wirbelt die Hände durch die Luft: „Mein Tätigkeitsfeld wird sich permanent weiterentwickeln, weil sich die Welt außenherum grundsätzlich ändert, gerade auch in unserer Branche.“
Autorin: Linda Kuhn

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