Fachpresse-Statistik 2022

Digitalmedien und Veranstaltungen auf Wachstumskurs – Digitalumsätze übertreffen erstmals Printgeschäft

Deutsche Fachmedienhäuser erwirtschafteten 2022 einen Umsatz von 8,33 Milliarden Euro (+4,2%)/ Veranstaltungen und Messen wichtigste Erlöstreiber/ Printgeschäft weiter rückläufig

Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die deutsche Fachmedienbranche einen Gesamt­umsatz von 8,33 Milliarden Euro. Dies belegt die Fachpresse-Statistik 2022, die jährliche Erhebung zum deutschen Fachmedienmarkt, die im April von der Deutschen Fachpresse vorgelegt wurde.

Die Statistik zeigt, dass der Gesamtumsatz der Fachmedienhäuser gegenüber 2021 um
339 Millionen (4,2%) erneut gestiegen ist. Erstmals in ihrer Geschichte haben die Fachmedienhäuser mit dem Digitalgeschäft mehr Umsatz generiert als mit Print: Auf den Digitalbereich entfallen 3,64 Milliarden Euro (43,7% des Gesamtumsatzes) und auf den Printbereich (Fachzeitschriften und Fachbücher) 3,54 Milliarden Euro (42,5% des Gesamtumsatzes).

Events wieder auf Vor-Corona-Niveau

Der wichtigste Umsatztreiber 2022 war das Veranstaltungs- und Messegeschäft, dessen Anteil am Gesamtumsatz der Fachmedienbranche gegenüber dem Vorjahr um 2,4 Prozentpunkte auf 8,4% gestiegen ist.

Mit einem Plus von 221 Millionen Euro (46,3%) macht der Messe- und Veranstaltungs­bereich zudem fast zwei Drittel des gesamten Umsatzanstiegs der Fachmedienanbieter aus. Mit einem Jahresumsatz von 700 Millionen Euro ist der Eventbereich damit nach zwei pandemiebedingt schwachen Jahren wieder auf Vor-Corona-Niveau angelangt. Inzwischen machen mehr als drei Viertel der Verlage Umsätze mit Veranstaltungen und Messen.

Deutlich spürbar sind hier die Effekte der ausklingenden Corona-Pandemie: Mehr als verdoppelt haben sich die Umsätze mit Präsenzveranstaltungen (+106,8%), die im Vorjahr um nur gut 3% wuchsen. Die Umsätze aus Digitalveranstaltungen hingegen, die sich 2021 noch fast verdoppelt hatten, sind 2022 um 5,5% geschrumpft.

Digitalgeschäft wächst schwächer als im Vorjahr – Zusammensetzung des Digitalumsatzes stabil

Zwar ist auch das Digitalgeschäft, zu dem digitale Fachzeitschriften und Fachbücher, Webseiten, Datenbanken sowie Workflow- und Software-Lösungen zählen, mit einem Plus von 137 Millionen in 2022 ein wesentlicher Umsatztreiber der Branche. Mit einem Umsatzanstieg von +3,9% wächst dieser Bereich allerdings schwächer als noch im Jahr zuvor (+14,0%).

Fast 80% des Anstiegs der Digitalumsätze um 137 Millionen Euro entfallen auf die digitalen Vertriebserlöse (+109 Millionen Euro), was einem Plus von 5,6% entspricht. Nach dem überaus hohen Wachstum der digitalen Werbeerlöse in 2021 (+30,0%) wachsen diese 2022 um noch 1,7%.

Von den insgesamt im Jahr 2022 mit Digitalen Medien erwirtschafteten Umsätzen in Höhe von 3,64 Milliarden Euro steuert der Vertrieb hierzu gut 2 Milliarden Euro bei, die Werbung knapp 1,5 Milliarden Euro. Damit hat sich – anders als in der letzten Erhebung – die Zusammensetzung des Digitalumsatzes weniger stark verändert: Der Umsatzanteil des Vertriebs ist leicht von 55,6 auf 56,5% gestiegen, der Anteil der Werbeerlöse ist leicht von 41,0 auf 40,1% gesunken.

Anzahl und Auflagen der Print-Titel rückläufig

Leicht gedämpft wird das Gesamtwachstum der Fachmedienbranche durch die Entwicklung im Printgeschäft, das weiter rückläufig ist (-1,3%). Ein Minus von 45 Millionen Euro in diesem Bereich zeigt erneut, dass die Fachmedieninhalte verstärkt über digitale Kanäle verbreitet werden. Auffällig ist, dass das Printgeschäft in den kleinen Verlagen nicht schrumpft, sondern um 4,9% wächst.

Die Zahl der aufgelegten Print-Fachzeitschriftentitel ist von 5.616 im Jahr 2021 um 40 Titel auf 5.576 im Jahr 2022 gesunken (-0,7%). Ebenfalls rückläufig (-2,2%) ist die Auflage der Print-Titel von 566,7 Millionen auf 554,0 Millionen Exemplare. Der seit 2016 beobachtbare Rückgang der Auflagen hat sich damit auch 2022 fortgesetzt und fällt sogar etwas stärker aus als im Vorjahr.

Erfolgreicher Transformationsprozess bei Fachmedienhäusern

„Die Entwicklung im zurückliegenden Jahr verdeutlicht den erfolgreichen Transformations­prozess, den die Fachmedienhäuser in den vergangenen Jahren durchlaufen haben“, fasst Holger Knapp, Sprecher der Deutschen Fachpresse, die Ergebnisse der Erhebung zusammen. „Print ist erstmals in der Geschichte nicht mehr das wichtigste Erlösfeld der Fachmedienbranche, und vor allem mit digitalen Vertriebserlösen konnten die Verlage im letzten Jahr gute Wachstumserfolge erzielen. Erfreulich ist auch, dass sich der Bereich Messen und Veranstaltungen nach dem pandemiebedingten Einbruch wieder auf klarem Wachstumskurs zeigt“, so Knapp.

„Ein weiteres positives Signal: Der Digitalisierungsschub in den Verlagen erfolgt unabhängig von der Unternehmensgröße. Gerade die kleinen und mittleren Verlage weisen im Digitalbereich höhere Veränderungsraten auf. Und die Unternehmen mit einem Umsatz bis 5 Mio. Euro zeigen zudem, dass auch mit Print, vor allem in Nischen, noch Wachstum möglich ist. Dennoch müssen wir uns angesichts der nach wie vor schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen vor Augen halten, dass in vier von zehn Verlagen zumindest einzelne Fachzeitschriftentitel in ihrer Existenz extrem gefährdet sind. Es ist daher höchste Zeit, dass die Politik ihrer Zusage aus dem Koalitionsvertrag entspricht und diskriminierungsfrei Zeitschriften und Zeitungen in ordnungspolitisch einwandfreier Weise fördert.“, erklärt der Fachpresse-Sprecher.

Ausbau digitaler Produkte und Services im Fokus

Neben Kostensteigerungen und wirtschaftlichen Unsicherheiten sehen die Fachmedien­häuser aktuell die größten Herausforderungen bei der Fachkräftesicherung. 37% der Befragten melden Probleme bei der Personalgewinnung. Für 85% der teilnehmenden Verlage ist es zudem schwieriger geworden, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu rekrutieren.

Entwicklungschancen sehen die Verlegerinnen und Verleger vor allem in einem Ausbau der Digitalisierung und organisatorischen Verbesserungen. Fast alle Verlage (96%) planen für dieses Jahr einen Ausbau ihrer digitalen Produkte und Services.

Die Ergebnisse der Befragung belegen auch, dass dies nicht zwingend im Alleingang erfolgen muss: Etwa zwei Drittel der Verlage stehen einer Kooperation mit Partnern im Bereich Einkauf, IT, Personal oder Software offen gegenüber.

Hier gibt es die vollständigen Ergebnisse der Fachpresse-Statistik 2022 (PDF-Download)

Die Fachpresse Statistik 2022 beruht auf einer Marktschätzung und einer Online Befragung der Mitglieder der Deutschen Fachpresse im Zeitraum von Februar bis März 2023.